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"Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit" (Spr 1,7). – Ökumene wohin?
Berichtband der Osterakademie 2003 in Kevelaer (2003)

ISBN 3-00-012449-7
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Die Darlegungen von Pater Beda Müller OSB in seinem Brief „Abendmahl oder Hadermahl?“ (F.A.Z. vom 9. Mai) sollten jedem Christenmenschen zu denken geben, da der Drang zu ökumenischer Versöhnung der beiden großen Konfessionslager sich mittlerweile auf eine Weise verselbständigt hat, die nachdenklichere Gläubige zunehmend vor den Kopf stößt und ratlos macht. Ich spreche aus katholischer Sicht. Allmählich verfestigt sich in mir der Eindruck zur Gewißheit, daß alles Sinnen und Trachten „meines“ Klerus, von den Gemeindegeistlichen bis hinauf zu den Bischöfen, zu schweigen von den sich jederzeit zu Wort meldenden und auf öffentliche Wirkung bedachten Vertretern der verschiedenen theologischen Richtungen und Fakultäten, darauf gerichtet ist, Ökumene um ihrer selbst willen herbeizuführen, ja herbeizuzwingen, auch wenn dabei unumstößliche Glaubenswahrheiten dem Zeitgeist entsprechend relativiert werden. Von nicht zu unterschätzendem Gewicht erscheint mir die Dynamik, welche die demokratisch gewählten Pfarrgemeinderäte, die kirchlichen Gruppierungen und Vereine sowie das einschlägige Bonner Zentralkomitee als Speerspitze der organisierten Laienschaft flächendeckend und medienwirksam an den Tag legen. Ein noch so behutsam vorgebrachter Einwand gegen „ökumenisch“ gemeinte Bestrebungen und Aktivitäten wird als unchristlich gebrandmarkt, und der also zum Außenseiter gestempelte, eigentlich bloß fromm sein wollende Skeptiker sieht sich in jene Ecke gestellt, die vormals den öffentlichen Sündern vorbehalten war. Und doch muß es gesagt werden: Die noch bis vor gut drei Jahrzehnten einer altehrwürdigen, einheitlichen Liturgie verpflichteten Meßfeiern sind weithin zu „Happenings“ verkommen, bei denen der diensthabende Offiziant sich als Moderator einer nach immer neuen „Gags“ lechzenden Gemeinde geriert und im übrigen die Laien den Ton angeben: Krabbelgottesdienste für die fernseh-, kino- und videoverwöhnte Kirchenkonsumentenschar, gipfelnd in einem allgemeinen Händeschütteln, worin sich Hinz und Kunz wechselseitig des bißchen Friedens vergewissern, wie sie es aus Schlagerpredigten kennen. Ein Friede, den die Welt nicht geben kann? Das ist etwas für Spinner und Betschwestern. „Ökumene“ ist im offiziellen katholischen Milieu zum Selbstläufer geworden und wird wohl weiter rennen, bis sich die Kirchen vollends geleert haben, weil dort von Mysterium nichts mehr zu spüren ist und die Ehrfurcht vor dem Numinosen abgedankt hat.

Hermann Josef Barth, Ismaning Originaltitel des Leserbriefs: Meßfeiern als Happenings

(FAZ - Mittwoch, 11. Juni 2003, Nr. 133 Seite 11; gekürzt)

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